Stoff für große Träume - Nino Cerruti
von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach
45 min.
arte / NDR 2006

Jeder Zuschauer erinnert sich an das enge Kleid von Sharon Stone in „Basic Instinct“, die extravaganten Teufelskostüme von Jack Nicholson in „Die Hexen von Eastwick, den coolen Leder-Look von Jean-Paul Belmondo oder die Leinen-Jacketts von Don Johnson in „Miami Vice“. Kleidung, die ein Lebensgefühl transportiert, die das Wesen einer Filmfigur ausdrückt – das ist das Metier des Modeschöpfers Nino Cerruti. Über 200 Filme hat er ausgestattet, die Stars bei der Oscar-Verleihung eingekleidet.

Bis heute arbeitet er im „Lanificio F.lli Cerruti“, einer 1881 von der Familie Cerruti gegründeten Weberei in der Klein­stadt Biella am Fuße der Alpen. Heute beherbergt das alte Gebäude moderne Produk­tionsanlagen: Cerruti ist ein Erneuerer, der sich der Tradition verpflichtet fühlt.

Eigentlich hatte sich Nino Cerruti seine Zukunft anders erträumt: Er wollte Politik studieren und Journalist werden. Doch schon 1950 stirbt sein Vater. Mit zwanzig Jahren wird Nino das Familienoberhaupt, er muss die Firma übernehmen. Schnell findet er seinen eigenen Weg: Statt nur feine Stoffe zu verkaufen, will er selbst Mode machen. 1957 baut er die erste italie­nische Fabrik für Prêt-à-porter de luxe – hochwertige Designerkleidung von der Stange. 1967 dann das Ereignis der Saison: Cerruti eröffnet eine Boutique in Paris. Er kreiert den bequemen „Casual Wear“ für Männer und Unisex-Kleidung für die emanzipierte Frau. Bei ihm kaufen Filmstars wie Orson Welles und Faye Dunaway, Künstler wie Salvador Dalì, Produzenten und Politiker. Mit Jean-Paul Belmondo steigt er ins Filmbusiness ein. Gemein­sam mit dem Fotografen Paolo Roversi erinnert er sich an diese bewegte Zeit.

Nino Cerruti ist Künstler und Unternehmer in einem. Mit seiner Marke schafft er in den 80er Jahren ein globales Mode-Impe­rium, mit Accessoires, Leder, Parfum, einer Sportkollektion. Tennisstars wie Jimmy Connors und das Ferrari-Team kleiden sich bei ihm ein.

2001 dann der Rückzug: Cerruti verkauft alles an eine Finanzholding. Doch der rastlose Erfinder kann nicht aufhören. Gemeinsam mit seinem Neffen Federico Carandini steigt er bei der Möbelfirma Baleri Italia ein. In deren Showroom in Mailand erläutert er seine Idee eines „Cerruti Life“: schönes und bequemes Design für alle Lebensbereiche, das ist seine Vision.