Seyran Ates – Mein Leben
von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach
45 Min.
arte / ZDF 2010

Ausgezeichnet mit dem Juliane-Bartel-Medienpreis 2011

Bei der Deutschen Islamkonferenz 2009 kämpfte die Anwältin Seyran Ates für ihre fortschrittliche Vision des Islam, in der Frauen gleichberechtigt sind. Ihr letztes Buch trägt den provokanten Titel "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution".  Aufgrund von Morddrohungen zog sich Seyran Ates, die bereits mehrere Attentate überlebt hat, aus der Öffentlichkeit zurück. Zuvor konnten wir jedoch diese Dokumentation mit ihr drehen.

Seyran Ates wird 1963 in einem Armenviertel in Istanbul geboren. Als sie 5 Jahre alt ist, gehen ihre Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland. Ein Jahr später holen sie die Kinder nach, in eine Einzimmerwohnung im Berliner Arbeiterbezirk Wedding. Dort wird Seyran als Mädchen praktisch eingesperrt und muss Hausarbeit leisten. Sie hat Vater und Bruder zu gehorchen – Schläge sind an der Tagesordnung.

In der Schule blüht Seyran Ates auf. Noch vor ihrem 18. Geburtstag flieht sie aus ihrer Familie und findet bei ihrer Klassenlehrerin Unterschlupf. Sie besteht ihr Abitur, beginnt zu studieren und jobbt in einer Beratungsstelle für türkische und kurdische Frauen. Dort wird sie 1984 angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Der Täter wird nie verurteilt – Seyran Ates braucht Jahre, um die Folgen des Attentats zu überwinden.

Doch das schreckliche Erlebnis verleiht ihr auch neue Stärke: im Glauben an Gott und im Willen, sich als Anwältin für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen einzusetzen. Sie kämpft gegen Zwangsheiraten und Ehrenmorde, wie etwa an Hatun Sürücü. Doch als sie im Jahre 2006 erneut tätlich angegriffen wird, zieht sie sich zurück – denn sie ist inzwischen Mutter einer Tochter.

„Klischees lösen sich vor unseren Augen auf und Männermacht bricht auf. Wir sind Teil einer Entwicklung, der Personen und des Zeitgeschehens. Ein Film, der uns eine unerschrockene, kämpferische und beispielhafte Frau bekannt macht. Und uns Mut macht auf eine Zukunft in Gleichberechtigung, Demokratie und couragierter Selbstbestimmung.“ (Laudatio von Tayfun Bademsoy)